Ein Dorfverein strebt nach mehr

Die Frauen des TV Lunkhofen sind in die 1. Liga aufgestiegen. Die Männer konnten die Klasse halten. Der Verein arbeitet dran, dass beide Teams sich in dieser Liga behaupten können und der Club seine Identität trotzdem nicht verliert.

Es war eine Rettung im allerletzten Moment. Die Männer des TV Lunkhofen standen bereits in den Abstiegsspielen zur 2. Liga und hatten das erste davon gegen Buochs bereits verloren, als vom Verband die erlösende Nachricht kam. Aufgrund von Rückzügen und fehlenden Aufsteigerteams konnten alle Teilnehmer an der Abstiegsrunde doch noch in der 1. Liga verbleiben. So etwas soll sich nicht mehr wiederholen. Das Ziel der Kellerämter in der kommenden Saison ist, weg vom Tabellenkeller zu kommen und den Anschluss ans Mittelfeld zu finden. Dafür hat die Mannschaft einiges investiert. Die Anzahl der Trainings wurde von zwei auf drei aufgestockt. Im Frühling wurde mit einem gezielten Athletiktraining angefangen. Der zusätzliche Aufwand war nicht mehr für alle Spieler zu stemmen.

Dominik Frei, Simon Sieroka und Joel Koch haben sich in die zweite beziehungsweise dritte Mannschaft zurückgezogen. Dafür kam Aron Meister aus der zweiten Mannschaft neu zum Fanionteam. Goran Pantic und Leo Rottenschweiler tasten sich nach langfristigen Verletzungen wieder an die Mannschaft heran. «Wir haben sehr viel gearbeitet und merken auch einen Unterschied. Insbesondere im athletischen Bereich», sagt Florian Kaufmann, Spieler der 1. Mannschaft und «Leiter Fachbereich Herren».

Der Aufwand hat auch die ersten Früchte getragen. An den Vorbereitungsturnieren in Davos, Baden und Aarberg konnte «Lunki» gute Leistungen zeigen. Kaufmann: «Wir haben auch gegen Teams gewinnen können, die auf den ersten Blick als die besseren Mannschaften wirkten. Es war uns auch möglich, uns gegen einige unserer Meisterschaftsgegner zu behaupten.» Neben dem zusätzlichen Training und der speziellen Arbeit im athletischen Bereich sieht Kaufmann insbesondere einen Grund für die Entwicklung: das Trainerduo Claudia d’Aniello und Sven Jacob. Letzterer ist der Vater von Diagonalspieler Jogi Jacob. Vater und Sohn sind vergangene Saison zu Lunkhofen gestossen.

Zuvor waren beide in ihrer Heimat Chile im Volleyball engagiert. Kaufmann: «Sven bringt sehr viele neue Impulse mit. Er und Claudia haben sich enorm entwickelt, was die Trainingslehre betrifft. Wenn ich mich daran erinnere, wie wir früher trainiert haben. Da kamen wir ins Training und haben ein bisschen Volleyball gespielt. Jetzt sehen wir diverse Dinge spezifisch an, wie das Stellungsspiel. Ihre Entwicklung hat sich auch auf uns als Mannschaft ausgewirkt.» Im Kelleramt ist man zuversichtlich, dass man diese Saison nicht mehr im Tabellenkeller rumdümpeln wird. Morgen Samstag, 17 Uhr, steigen sie mit dem Auswärtsspiel in Liechtenstein bei Galina in die Meisterschaft ein.

Trainerteam bei den Frauen vergrössert
Einen Tag später, übermorgen Sonntag, beginnt dann für die Frauen das Abenteuer 1. Liga. Sie spielen um 14.30 Uhr auswärts in Minusio gegen Gordola. «Das wird ein kleiner Teamausflug. Eine neue Erfahrung für die Spielerinnen und uns als Trainerteam», sagt Pascal Arnet, Trainer der «Lunki»- Frauen. Während man am Ende der vergangenen Saison bei den Männern durchatmen konnte, gab es bei den Frauen Grund zur Freude. Der Aufstieg in die 1. Liga ist gelungen. «Der Kern der Mannschaft ist seit der 3. Liga zusammen, ist gemeinsam gewachsen und immer besser geworden. Wir können stolz auf diese Leistung sein.» Das Ziel ist, im ersten Jahr nach dem Aufstieg die Liga zu halten.

Auch bei den Frauen hat man einiges dafür investiert. Das Trainerteam wurde vergrössert. Neben Arnet ist mittlerweile auch Michael Studer dabei. Er ist für Videound Datenanalyse sowie Statistiken zuständig. Und Thomas Abt, zu Nationalliga-B-Zeiten noch Libero beim TV Lunkhofen, übernimmt den mentalen Bereich. Dazu wurde die Mannschaft etwas verjüngt. Sarina Bösch, Tanja Stahel, Eva Hudecova und Rahel Hofer sind jetzt Teil der 2. Mannschaft. Das hat einen weiteren Hintergedanken. «Momentan ist die zweite Mannschaft der Frauen in der 4. Liga. Mit den erfahreneren Spielerinnen hoffen wir auf einen Aufstieg, damit auch ein Austausch zwischen ihnen und dem 1.-Liga-Team möglich ist. Wir möchten die Frauenabteilung gern ausbauen, damit wir eigene Juniorinnen ans Team heranführen können. Die Idee ist nicht, dass wir jedes Jahr auswärtige Spielerinnen holen», so Arnet.

Vorerst musste sich «Lunki» aber damit helfen. Simona Hauri und Shari Uhlig kamen von Volley Seetal. Anja Mara Huwiler ist aus der Region, spielte aber zuletzt bei Aarau. Laut Arnet ist sie ein grosses Talent. Dazu konnte Sophie Voegeli von Volley Mutschellen geholt werden und Andrea Wengert kam aus der eigenen Juniorinnenabteilung.

An weitere Wege gewöhnen
Das neue Trainerteam und die neuen Spielerinnen haben eingeschlagen. Im Vorbereitungsturnier in Davos hat Lunkhofen am ersten Tag nur ein Spiel verloren und am zweiten Tag die Gruppe gewonnen. Das Vorbereitungsturnier in Baden konnte ebenfalls gewonnen werden. «Natürlich wollen wir die Klasse halten. Aber ich sehe auf den ersten Blick kein Team in der 1. Liga, vor dem wir uns verstecken müssten», sagt Arnet.

Ungewohnt werden die grösseren Anreisewege, wie zu den Spielen gegen die Tessiner Teams. Andere Gruppengegner kommen aber aus dem Kanton Luzern und mit Aarau und Möhlin sogar zwei aus dem Kanton Aargau. «Das ist schon eine Umstellung. Aber wir machen das Beste draus. Die längeren Reisen werden zu einem Teamevent. Und diese sind ja nicht so häufig. Die Tessiner Teams müssen viel öfter in die
Deutschschweiz reisen. Das ist sicher strenger.» Der TV Lunkhofen startet mit zwei Teams in der 1. Liga. Damit beide sportlich mithalten können, wurde viel am Trainingsbetrieb professionalisiert. «Das ist nicht immer so einfach», sagt Arnet. «Wir sind nun einmal keine Profis. ‹Lunki› ist ein Dorfclub und diese Identität wollen wir nicht verlieren. Sie zeichnet uns zu einem grossen Grad aus. Aber um sportlich mithalten zu können, sind gewisse Massnahmen wichtig.»

Man darf gespannt sein, wie sich die beiden Mannschaften in der neuen Saison schlagen werden. Arnet: «Dabei dürfen wir nicht vergessen, wie viel wir schon erreicht haben. Alleine der Weg des Frauenteams bis in die 1. Liga ist sehr hoch zu bewerten. Sie sind ehrgeizig und wollen noch höher hinaus. Aber auf das bisher Geleistete darf man trotzdem stolz sein.»

 

BBA- Bericht vom 11. Oktober 2024