Der Vorstand des TV Lunkhofen gratuliert Matthias Kemper herzlich zum erfolgreichen Abschluss der J+S-Weiterbildung 2 und zur Erlangung der Einstufung „Swiss Volley Trainer:in TB“.
Der Weg dorthin ist anspruchsvoll: Nach der Weiterbildung 1 und dem bestandenen Modul „Wettkampf“ (Trainer C) folgt in der Weiterbildung 2 eine Spezialisierung auf Volleyball oder Beachvolleyball. Die Ausbildung umfasst acht Tage Präsenzunterricht sowie 100 Stunden Praktikum auf FTEM-Stufe T2-T4. Für die Trainer-B-Einstufung müssen mehrere Module absolviert werden, darunter Kondition im Volleyball, Coaching oder Beachvolleyball Advanced, das Praktikum inklusive Bericht sowie eine umfassende Prüfung mit Theorie-, Praxis- und Videoanalyse-Teilen. Interessierte finden auf der Website von Swiss Volley weitere Informationen.
Wir haben Matthias‘ Erfolg zum Anlass genommen, mit ihm über seinen Werdegang, seine Motivation als Trainer sowie über das Praktikum, die Prüfung und die grössten Herausforderungen auf dem Weg zum Trainer B zu sprechen.
Persönlicher Werdegang & Motivation
Matthias, du bist seit vielen Jahren als Trainer aktiv und hast bereits Herren-Teams sowie aktuell die U14 betreut. Was fasziniert dich an der Arbeit mit jungen Spielern und Spielerinnen?
2018 hatte ich meine erste Trainerstelle bei LUNKI als Trainer des damaligen Herren 3. Das habe ich aber nur ein Jahr lang gemacht. 2020 bin ich dann als Mini- Trainer eingestiegen. Meine beiden Kinder wollten Volleyball ausprobieren und so hatte ich einen guten Grund, es mit ihrer Altersgruppe als Coach neu zu versuchen. Zunächst war ich Co- Trainer, nach etwa 3 Monaten habe ich dann als Headcoach übernommen. Schnell habe ich dann einen zweiten Trainingstermin dazu genommen und innerhalb kurzer Zeit hatte ich einen wirklich tollen Minikader, mit dem das Training sehr viel Spass gemacht hat. Seitdem trainiere ich die U14 und ich stelle immer wieder fest, dass mir die Arbeit mit den Primarschulkindern extrem viel Spass macht. Die Kids sind extrem trainingsfleissig, bewegungsfreudig und lernbereit und machen in kürzester Zeit grosse Fortschritte. Also viel Spass im Training und eine hohe Trainingspräsenz. Was will man mehr.
Was hat dich motiviert, die B-Lizenz zu erwerben? War das eine persönliche Herausforderung oder ein Schritt, um deine Teams noch besser fördern zu können?
Die B- Lizenz zu machen, hatte mehrere Gründe. Hauptgrund war, dass ich extrem neugierig bin und mich in meinem Hobby (Trainer zu sein) stetig weiterentwickeln möchte. Die J+S Module in Magglingen haben mich fachlich eigentlich immer weitergebracht und so dachte ich mir, dass es eine gute Idee sei, die Kurse «Kondition» und «Coaching» zu besuchen. Zudem wollte ich unbedingt nach Jona ins Praktikum. Und schon war die Idee «Trainer B» geboren.
Welche Hürden oder besonderen Herausforderungen gab es auf dem Weg zur B-Lizenz?
Der zeitliche Aufwand für das Trainer B Praktikum war für mich und meine Familie eine Herausforderung und ohne Unterstützung meiner Frau und auch meiner Praxismitarbeiterinnen wäre es schwierig geworden, die geforderten 100 Trainingsstunden in Jona zu absolvieren. Auch die Lernzeit zu organisieren, neben Beruf, Familie und Tätigkeit im Verein, war nicht ganz so einfach.
Praktikum in Jona & neue Erkenntnisse
Wie kam der Kontakt zum NNV Jona zustande, und warum hast du dich für genau diesen Verein entschieden?
Das NNV und RTZ Jona ist aktuell eine der besten Ausbildungsstätten der Schweiz für männliche Athleten. Letztes Jahr holten sie in allen Juniorenkategorien Medaillen bei der Schweizermeisterschaft und wurden in der Kategorie U18 und U13 sogar Schweizermeister. Ich wollte unbedingt dorthin, um zu erfahren, was das methodische Geheimnis ihres Erfolges ist. Hinzu kam, dass ich Marco Beeler (Trainer der Volleytalents Rapperswil Jona) beim Perspektivkader der Schweizer Nationalmannschaft kennen gelernt hatte, als er da noch Headcoach war und ich mich von Anfang an menschlich sehr gut mit ihm verstanden habe.
Welche neuen Trainingsmethoden oder Ansätze hast du dort kennengelernt, die du vielleicht in deine eigenen Trainings einbauen möchtest?
Athletik, Koordinative Fähigkeiten, Ballkontrolle. Das ist meiner Ansicht nach die Basis des Erfolges in Jona. Zudem sind Marco und auch Thomas (Brändli) absolut pingelig in Technik- und Taktikkorrekturen. In Jona habe ich gelernt, auf die Kleinigkeiten zu achten, nur mit dem Optimum zufrieden zu sein und das Training vielschichtig zu planen.
Gab es einen besonderen Moment oder eine Erkenntnis während des Praktikums, die dir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?
Während meines Praktikums habe ich parallel die Theorie für die Prüfung vorbereitet und dabei bin ich bei der nächtlichen Lektüre der «Koordinativen Kompetenz» auf einen Satz gestossen, der plötzlich alles, was Marco in seinem Training macht, für mich erklärte. Sozusagen ein Aha- Erlebnis. Auf den Satz im Training angesprochen folgte ein breites Grinsen im Gesicht meines Ausbilders und kurzer, magischer Glanz in seinen Augen. «Schön, dass du es erkannt hast!», war seine Antwort.
Prüfung & Herausforderungen
Welche Inhalte wurden in der B-Lizenz-Prüfung abgefragt, und wie anspruchsvoll war sie im Vergleich zu früheren Lizenzstufen?
Die Prüfung besteht aus 4 schriftlichen Prüfungen (Physis, Technikkorrektur, Theorie allgemein, Matchstatistik) und 2 praktischen Prüfungen (Technik lehren, Matchbeobachtung und Beurteilung). Ich habe die theoretischen Prüfungen als sehr anspruchsvoll empfunden, weil die Beantwortung der Fragen doch immer mit einem gewissen Zeitdruck verbunden war und stets die konkrete praktische Anwendung mitgeprüft wurde. Insofern ist die Prüfung Trainer B nicht mit der Prüfung Trainer C vergleichbar. Umfang und Anspruch sind wesentlich höher.
Gab es bestimmte Themen, auf die du dich besonders intensiv vorbereiten musstest?
Man muss für die Prüfung lernen. Daran führt kein Weg vorbei. Meine Lernphase hat im Skiurlaub stattgefunden, während die Familie Ski gelaufen ist. Eine Woche intensives Lernen und Repetieren sollte man mindestens einplanen und vorweg unbedingt Karteikarten oder ähnliches vorbereiten. Es ist doch viel Lernstoff in verschiedenen Fachbereichen und zum Teil auch recht spezielles Wissen, das abgefragt wird. Auch wenn eher die Anwendung des Wissens und nicht die trockene Theorie geprüft wird.
Wie gut hast du dich durch deine bisherige Trainererfahrung auf die Prüfung vorbereitet gefühlt?
Eine sehr gute Frage. Meine Trainerkarriere hat bisher im Eilzugtempo stattgefunden. In 4-5 Jahren bin ich vom Rookie zum Trainer B aufgestiegen. Man merkt, dass die Mitabsolventen in der Ausbildung zahlenmässig immer weniger und die Qualität der Mitstreiter immer höher wird. Die meisten Kursabsolventen sind ehemalige Beach- oder Hallenvolleyballprofis oder haben bereits sehr viel Trainererfahrung in höheren Ligen. Ich musste mir also sehr viel erarbeiten, weil ich im Moment nur im unteren Nachwuchsbereich tätig bin und mir die praktische Erfahrung mit Damen- oder Herrenteams aktuell fehlt. Deshalb würde ich jedem empfehlen, in Vorbereitung zum «Trainer B» als Co- Trainer im Herren 1 oder Damen 1 zumindest für eine Saison aktiv dabei zu sein. Ganz gleich, wo man zusätzlich sein Praktikum macht.
Bedeutung für den Verein & Zukunftspläne
Inwiefern profitieren deine U14-Teams und der Verein allgemein von deinem neu erworbenen Wissen?
Ich möchte vieles von dem, was ich Jona gelernt habe, auch im U14 und U16 Bereich umsetzen. Natürlich ist es ein riesiger Unterschied, ob man mit einer Auswahlmannschaft hochtalentierter Spieler 3x pro Woche 2h trainieren kann, oder ob man mit 20-30 Kindern einmal in der Woche trainiert. Aber das Prinzip der Trainingsgestaltung unterscheidet sich eigentlich nicht. Die Kinder werden sicherlich von meinem neu erworbenen Wissen profitieren.
Und auch der Verein wird profitieren können. Zu wissen, warum man was mit welchen Schwerpunkten in welcher Altersgruppe im Training macht, könnte uns in der Juniorenentwicklung weiterbringen. Das zu vermitteln wäre ein ehrgeiziges Ziel der nächsten Jahre. Da reden wir aber über viel Austausch, Kommunikation und viel Bereitschaft unseres Trainerteams, aktiv an einer solchen Entwicklung mitzuarbeiten.
Gibt es bereits konkrete Pläne oder Ideen, wie du deine Erfahrungen aus dem Praktikum und der Ausbildung in die Trainingsgestaltung einbringen möchtest?
Ich möchte mein Training im U14 Bereich koordinativ verbessern und im U16 Bereich athletisch hochwertig trainieren. Die Athletik im U16 Training mit nur zwei Trainings nachhaltig umzusetzen ist nicht ganz einfach, aber es wäre es eine tolle Herausforderung.
Würdest du anderen Trainern empfehlen, den Weg zur B-Lizenz einzuschlagen? Was würdest du ihnen mit auf den Weg geben?
Eben weil man für die Ausbildung seine eigene Wellnesszone verlassen und sich als Trainer enorm reflektieren muss, empfehle ich jedem, den Mut zu haben, die Ausbildung zu machen. Durch das Trainer B Praktikum lernt man Profitrainer (Marco Beeler, Thomas Brändli, Johan Verstappen, Urs Winteler) und deren Methoden kennen, was einen enorm weiterbringt. Und nicht zuletzt lernt man beeindruckende Persönlichkeiten unter den Mitabsolventen kennen. Mit Mel Cina, Marco Fölmi, Leo Portaleoni, Silvan Zindel, Melanie Pauli, Martin Brin und Anna Siffert wurden wir in Magglingen von absoluten Fachleuten unterrichtet. Der Weg zum Trainer B war einfach eine megacoole Zeit, für die sich der Aufwand gelohnt hat.
Zur Prüfung ist abschliessend zu sagen, dass sie machbar ist.Die Absolventenquote ist hoch. Dass ich es geschafft habe, sollte Motivation für andere in unserem Verein sein, es auch zu versuchen. Traut euch, es lohnt sich!